Robert: Hallo Elisabeth, wie geht es Dir und wie läuft das Leben in Deiner Heimatstadt Leipzig?
Elisabeth: Hallo Robert, ich lebe und arbeite hier. Mir geht es sehr gut hier, ich bin gebürtige Leipzigerin und habe auch nicht vor von hier fort zu gehen.
Robert: Erzähle uns, wie Du zu Deinem Künstlernamen lagqaffe gekommen bist?
Elisabeth: 2009 trat ich das erste Mal unter dem Namen „lagqaffe“ im Rahmen einer meiner ersten Ausstellungen in Erscheinung. Ich wollte gerne unter einem Synonym arbeiten, um mir ein „Künstler – Alterego“ zu verpassen. Das Synonym sollte deutschsprachig sein und für Wortspiele hatte ich schon immer etwas übrig. Ich habe meine Ausstellung und meine Schablonenbilder in der Zeit überwiegend mit Lack gesprüht und kam so recht schnell auf „Lackaffe“. Aus stilistischen Mitteln wurde dann lagqaffe daraus. Später habe ich mir selbst noch ein Logo gebaut und die Marke war geboren.
Robert: Was oder wer hat Dich inspiriert, eine Laufbahn als Grafikerin und Malerin einzuschlagen und woher kam die Leidenschaft für das, was Du tust?
Elisabeth: Ich habe 2011 erfolgreich ein Studium als Diplom-Bauingenieur abgeschlossen, eigentlich ist das nicht unbedingt die Voraussetzung um als freie Grafikerin oder Malerin zu arbeiten. Aber schon während meines Studiums habe ich Ausstellungen organisiert und bin an die Öffentlichkeit getreten. Den Traum, von der Malerei leben zu können, hatte ich schon seit frühster Kindheit. Meine Leidenschaft für Grafikdesign hat sich erst in den letzten drei Jahren entwickelt, während meines künstlerischen Schaffens. Das Grafikdesign steht mittlerweile im Vordergrund, die Arbeit ist zwar sehr kreativ, oftmals aber weniger künstlerisch, weil es eine Dienstleistung ist. Dennoch, ich mache meine Arbeit unheimlich gern und ich möchte mir nicht vorstellen, dass mir ein anderer Job mehr Spaß machen würde. Ich habe mir mit dieser Arbeit einen Traum erfüllt. Ich denke, die Malerei wird irgendwann wieder mehr im Vordergrund stehen. Ich bin noch jung und habe Zeit.
Robert: Wie würdest Du den Stil Deiner Arbeiten beschreiben?
Elisabeth: Meine Arbeiten sind sehr grafisch, auch meine Malerei ist sehr grafisch, das war sie auch bevor ich meine Leidenschaft für Grafikdesign entdeckte. Meine Arbeiten brauchen meist eine gute Vorbereitung, der Stil ist sauber und vorbereitet. In der Malerei breche ich gern diesen Stil mit unsauberen Farbstrichen und Farbnasen, diese sind aber immer kontrolliert, gewollt und gezielt platziert. Bei Illustrationen kann ich viel detaillierter arbeiten. Ich kann Farbkombinationen probieren und Einzelheiten definieren. Diese Illustrationen erstelle ich meist mit Adobe Illustrator als Vektordatei.
Robert: Wie läuft ein normaler Start in den Tag bei Dir ab?
Elisabeth: Mein Tag fängt sehr entspannt an, wenn ich früh keinen Termin habe. Ich frühstücke lange und die Stunden, die ich früh länger brauche, hänge ich abends lieber dran. Zwischen 10 und 11 Uhr bin ich im Büro. Mein Arbeitsplatz ist im Übrigen recht aufgeräumt. Das kreative Chaos fängt sehr schnell an mich zu nerven und ich verfalle in einen Aufräumwahn und alles wird säuberlich wegsortiert, um es später wieder suchen zu können.
Robert: Mit welcher Software / Hardware / Werkzeug arbeitest Du am liebsten und warum?
Elisabeth: Ich arbeite mit der Adobe Design Suite und einem Wacom Intuos 3 A4 für unterwegs hab ich noch ein kleines Bamboo A5.
Robert: Womit beginnst Du bei einem neuen Projekt und was sind Deine ersten Schritte?
Elisabeth: Das kommt nun ganz darauf an, ob es sich um ein persönliches Projekt oder einen Auftrag handelt. Sicherlich ist Vorbereitung alles, ich erstelle für jede Arbeit Skizzen und Zeichnungen. Ich scanne diese dann meist ein und baue meine Entwürfe Schritt für Schritt am Rechner nach. Schablonenbilder sind schon wesentlich aufwändiger. Ich schneide und entwerfe meine Schablonen alle selbst. Nach einem ersten Entwurf, erstelle ich eine 1:1 Zeichnung, übertrage und schneide dann Ebene für Ebene an Hand dieser Zeichnung. Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das dauert oft Wochen bevor ich zum eigentlich Punkt dem Malen der Leinwand komme.
Robert: Im Jahr 2009 tratst Du zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung in Erscheinung. Seither konnte Deine Kunst auf vielen weiteren Events in Augenschein genommen werden. Welche Ausstellung ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?
Elisabeth: Natürlich gibt man allen Arbeiten und Ausstellungen etwas von sich mit, aber für die „Anfang und Ende“ – Ausstellung 2010 habe das erste Mal ein Ausstellungskonzept erstellt und umgesetzt. Die Ausstellung wurde im Westwerk im Leipziger Künstlerviertel präsentiert und die Lokalität war perfekt für die urban inspirierten Werke. Die beiden Titelwerke Anfang und Ende, die auch namensgebend für die Ausstellung waren, sind immer noch eines meiner liebsten Werke. Die Ausstellung hat mich geprägt, sie war wie ein Startschuss. Danach ist unheimlich viel passiert. Die IBUG dieses Jahr in Zwickau war auch ein tolles Erlebnis. Das Konzept ist wunderbar: Man gibt Künstlern aus aller Welt eine Woche Zeit eine Fabrikhalle gemeinsam umzugestalten. Das hat sehr viel Spaß gemacht.
Robert: Deine Leidenschaft für Grafikdesign und Illustrationen wurde etwas später entfacht. Woher holst Du Deine Inspiration und was hilft Dir dabei, den Ideenreichtum anzukurbeln?
Elisabeth: Meine Ideen muss ich nicht groß ankurbeln. Ich bin glücklicherweise mit einem großen Ideenreichtum gesegnet worden. Mich inspiriert das einfache Leben, der Mensch in seinem sozialen Umfeld, als kleines Zahnrad in der Maschinerie unserer Zeit. Für mich ist das untrennbar mit dem Umgang mit unserer Umwelt. Wenn sich da nix ändert, werden mir die Ideen und Inspirationen so schnell auch nicht ausgehen.
Robert: Wenn Du heute keine Künstlerin wärst, was würdest Du stattdessen machen und warum?
Elisabeth: Ich würde wahrscheinlich als Bauingenieur arbeiten oder was anderes machen.
Robert: Welche 3 Ratschläge würdest Du jedem Designer, Maler, Illustratoren und Typografen mitgeben?
Elisabeth: Seid geduldig und fleißig. Die Kunst braucht Zeit, um zu reifen.
Robert: Vielen Dank für Deine Zeit Elisabeth. Wie wäre es mit einem Schlusswort? Vielleicht magst Du auch noch jemandem Danke sagen oder einen Gruß aussprechen?
Elisabeth: Ohne dem Atelier Nord wäre ich künstlerisch nie so voran gekommen. Michael Schreckenberger und Nadine Dinavier unterstützen mich bis heute, ich danke euch für den freien Platz im Atelier und den gekochten Kaffee in der Küche. Vielen Dank für das Interview, Robert.