Robert: Hallo Hardy, wie geht es Dir und wie läuft das Leben in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover?
Hardy: Hey, mir geht’s sehr gut. Wir sind letzte Woche nach längerer Umbauphase in unser neues Büro eingezogen. Es ist schön, dass man in Hannover immer wieder versteckte Hinterhöfe mit alten Backstein-Ateliers findet. Jetzt freue ich mich auf die Zeit in den neuen Räumen.
Robert: Sei so freundlich und stelle Dich doch bitte kurz vor.
Hardy: Hardy Seiler, gebürtiger Ostwestfale, kam 2008 nach Hannover zum studieren, bin seit 2009 selbstständiger Grafikdesigner und arbeite in den Bereichen Corporate-, Print- und Webdesign. 2011 gründete ich mit 5 Kollegen den Coworking Space Edelstall, der von über 100 Kreativen als Arbeitsplatz und Netzwerkräumlichkeit genutzt wird.
Robert: Mit einem Grafikdesign-Studium an der Hochschule Hannover bist Du nach der Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten den nächsten Schritt gegangen. Welche Momente sind Dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Hardy: Ich weiß noch, dass ich mit vielem sehr unzufrieden war. Die Aufgaben die uns gestellt wurden, einigen Professoren, meiner eigenen Leistung, daher habe ich schnell angefangen freiberuflich zu arbeiten. Nach meinem Praktikum in Berlin ging es dann richtig los und ich konnte als Student schon sehr gut von meiner Arbeit leben. Meine Erfahrung habe ich mir neben dem Studium selbst erarbeitet, zusammen mit ein paar sehr guten Kommilitonen aus verschiedenen Designbereichen haben wir Teils richtig große Jobs erledigt.
Robert: Im Januar 2011 hast Du gemeinsam mit einem kleinen Team den Coworking Space Edelstall in Hannover realisiert. Erkläre uns doch bitte kurz, was es mit dieser Art des Arbeitens auf sich hat.
Hardy: Unser Beweggrund einen Coworking Space zu gründen war der Wunsch nach einem eigenen Büro. Für uns lief es gut und wir konnten unsere Kunden nicht länger in unseren Küchen empfangen. Und wir wollten unsere Räume immer teilen, um Austausch, Inspiration und Netzwerk zu haben. Über unsere Idee konnten wir schnell Mitstreiter finden, von denen die meisten noch Teil vom Edelstall sind. Auf der Suche nach einem passenden Konzept sind auf die Coworking Bewegung in den USA aufmerksam geworden und haben aus den verschiedenen Konzepten unser eigenes geschaffen. So fing alles an.
Robert: Einen richtigen Boost verschaffte Dir Deine im Jahr 2012 produzierte Bachelorarbeit. Für den 3D-Animationsfilm „Wo die Dinge herkommen“ hast Du sogar eine Auszeichnung beim ADC Nachwuchswettbewerb (Art Directors Club Deutschland) erhalten. Wie kam es zu dieser Idee, die sich mit der Verlagerung des Wissens ins Internet auseinandersetzt?
Hardy: Die Idee zu Where Things Come From kam in einer Arbeitsgruppe. Meine eigene Erfahrung mit meinem Großvater einzubauen kam uns erst recht spät, brachte aber die nötige Emotionalität. Das Thema haben wir dann in einem Team umgesetzt, das Produkt wurde gleichzeitig meine Abschlussarbeit. Insgesamt haben wir ein halbes Jahr an dem Film gearbeitet. Dass der Film so einschlagen würde konnten wir nicht ahnen, freut uns deshalb umso mehr. Das Thema ist mir nach wie vor sehr wichtig, da ich an mir selbst die Veränderung spüre. Die Möglichkeiten die das Internet uns bieten sind gewaltig, leider erwische ich mich oft selbst dabei wie ich zuerst Google frage, bevor ich selber nachdenke. Ganz anders mein Großvater, der sich in seinem Leben viel Wissen angeeignet hat und mir als Kind weitergeben konnte. Mit dem Film wollte ich die Frage stellen: Was kann ich mal weitergeben wenn ich alt bin?
Robert: Wie schaut Dein Arbeitsplatz aus und welche Werkzeuge bzw. welches Equipment benutzt Du für Deine Arbeiten?
Hardy: Ich arbeite am 15“ MacPro mit zwei Festplatten (HDD + SSD) und 27“ Cinema Display. Am liebsten sitze ich aber mit meinem Team an einem großen Tisch und schneide, klebe, bemale Papier. Die Ideenphase findet immer mit einem Stift und vielen Köpfen statt. Auf meinem Arbeitsplatz liegen Kopfhörer, Musik ist sehr wichtig, Tastatur + Maus, Skizzenbuch, jede menge Stifte, Wasserflasche, Papier…
Robert: Mit welcher Software / Hardware / Werkzeug arbeitest Du am liebsten und warum?
Hardy: Wenn es um die Umsetzung am Computer geht, arbeite ich am liebsten mit Illustrator und InDesign. Grafiken für Animationsfilme, Logos und Schriften gestalte ich ausschließlich in Illustrator. Die Software bietet mir alles was ich brauche. Bücher, Magazine, Poster setze ich in InDesign. Wunderlist nutze ich mit meinem Team um Projekte zu verwalten. Dazu kommen Mail und iCal von Apple sowie Skype um mit internationalen Kunden zu sprechen.
Robert: Womit beginnst Du bei einem neuen Projekt und was sind Deine ersten Schritte?
Hardy: Ein Projekt beginnt immer mit dem Kunden. Ein gutes Gespräch und ein zielgerichtetes Briefing sind entscheidend für einen guten Projektverlauf und ein überzeugendes Ergebnis. Dann lasse ich alle Informationen erst einmal Sacken und schaue mir mit meinem Team am nächsten Tag das Projekt an. An einem großen Tisch starten wir mit der Ideenphase, mit Stift, Papier und vielen unmöglichen Ideen. Wenn wir glauben gute Ansätze zu haben, arbeiten wir diese grob aus und präsentieren dem Kunden unsere ersten Idee.
Robert: Wie würdest Du den Stil der Arbeiten aus dem Hause Bureau Hardy Seiler beschreiben?
Hardy: Ein starkes, präsentes Design, dass Wertigkeit vermittelt und Charakter erhält bei größtmöglicher Reduzierung.
Robert: Gemeinsam mit Simon Kondermann von Created by Monkeys hast Du das Corporate Design für das Freie Theater Hannover entwickelt und erst kürzlich wurde dieses Projekt lobend auf BP&O erwähnt. Was war das besondere an dieser Kollaboration?
Hardy: Mit Simon Kondermann habe ich bereits mehrere Projekte erfolgreich umgesetzt. Seine Stärken liegen in der Konzeption sowie Strategie. Gemeinsam versuchen wir zu analysieren was der Kunde wirklich braucht. Seine Erfahrung und Expertise waren bei diesem Projekt eine große Hilfe. Ich denke wir ergänzen uns gut, bringen unterschiedliche Ansätze in den Prozess. Die Schnittmenge ist das Besondere an der Kollaboration.
Robert: Welches Deiner Projekte ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?
Hardy:Ein Projekt herauszustellen ist schwierig. Ich habe viele gute Erinnerung an unterschiedliche Kunden und Ergebnisse. Für das Science Museum London drei Animationsfilme zu produzieren war sehr besonders und intensiv. Das Team hat einen großartigen Job gemacht. Auch für NVIDIA und Summly zu arbeiten war spannend. In Erinnerung bleiben auch die Projekte mit denen man nicht zufrieden sein kann. Daraus lerne ich und versuche es beim nächsten Mal besser zu machen.
Robert: Woher holst Du Deine Inspiration und was hilft Dir dabei, den Ideenreichtum anzukurbeln?
Hardy:Baumärkte helfen mir die Dinge aus einer anderen Sicht zu betrachten. Die Frage „Wie kann man es anders machen“ inspiriert mich sehr. Für mich sind Baumärkte riesige Hallen voll von kreativen Lösungen. Ich bin gerne da… Joggen gehen hilft mir, mich zu sammeln und zu sortieren.
Robert: Was gedenkst Du zu tun, wenn Dir einmal doch nichts einfallen mag?
Hardy:Ich stelle Fragen. An meine Kollegen, meine Praktikanten, das Netzwerk. Ein klarer Blick von außen kann Türen öffnen.
Robert: Wenn Du heute nicht in der Kreativbranche tätig wärst, was würdest Du stattdessen machen und warum?
Hardy:Mir gefällt es mit Menschen und mit meinen Händen zu arbeiten. Wahrscheinlich Tischler, Profi Basketballspieler oder Architekt.
Robert: Welche 3 Ratschläge würdest Du jedem Designer, Künstler, Illustratoren und Fotografen mitgeben?
Hardy:Den Zufall ernst nehmen! Kollaborieren! Ziele verfolgen! Spaß haben!
Robert: Vielen Dank für Deine Zeit Hardy, es war mir eine Ehre. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute und weitere großartige Ideen.
Wenn ihr jetzt neugierig seid und noch mehr über Hardy Seiler erfahren möchtet, dann solltet ihr dem Kommunikationsdesigner auch auf Facebook und Behance einen Besuch abstatten.