Das Denken ist frei und kann sich in jede Richtung entfalten, mag etwas zu Beginn auch noch so unglaublich erscheinen… ist es am Ende vielleicht ganz eindeutig.
Karoline Frau Selbständige Kommunikationsdesignerin (Dipl.)Robert: Hallo Karoline, wie geht es Dir und wie läuft das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt München?
Karoline: Hallo Robert. Danke, hier in München läuft alles bestens.
Robert: Sei so freundlich und stelle Dich doch bitte kurz vor.
Karoline: Mein Name ist Karoline Frau. Seit etwas mehr als einem Jahr, arbeite ich als selbständige Kommunikationsdesignerin (Dipl.) und habe mich auf den Bereich Corporate Identity / Corporate Design spezialisiert. Mittlerweile auch nicht mehr alleine, sondern in einem Netzwerk, zusammen mit tollen Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen: Sylvia Kralik (Text), Doreen Männel (Programmierung), Denis Pernath (Fotografie) & Agnes Wanat (Design).
Robert: Nach der Ausbildung zur Mediengestalterin hast Du an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt das Studium zur Kommunikationsdesignerin abgeschlossen. Wer oder was hat Dich damals zu diesem Schritt inspiriert?
Karoline: Eigentlich war mir immer klar, dass ich nach dem Abitur studieren, aber zuvor eine Ausbildung machen möchte. Das Gefühl schon einmal in den Arbeitsalltag hineingeschnuppert zu haben und praktische Erfahrungen zu sammeln, bevor ich wieder die „Schulbank drücke“, war mir einfach wichtig. Das Problem gestaltete sich eher darin, dass ich nicht genau wusste, welche Ausbildung die richtige für mich ist. Deshalb habe ich mir nach dem Abitur erst einmal eine Auszeit gegönnt und bin ein Jahr lang als Au-Pair in Chicago gewesen… Darauf folgte die Ausbildung zur Mediengestalterin. Und während dieser Zeit habe ich gemerkt, das tatsächlich noch was fehlt… ein bisschen Freiheit im Denken und Arbeiten: das Studium eben!
Robert: Im Anschluss warst Du in renommierten Agenturen in München festangestellt. Was hat Dich damals an München als Wahlheimat gereizt und was konntest Du für Erfahrungen sammeln?
Karoline: Jetzt muss ich leider gestehen, dass München nicht meine erste Wahl gewesen wäre… :) Ich glaube gerade am Anfang eines kreativen Arbeitslebens, zieht es die meisten jungen Designer eher in Städte wie Berlin oder Hamburg… und so war das auch bei mir. Aber was soll ich sagen, die Liebe geht vor und aus dem Grund bin ich dann doch in München gelandet. Mittlerweile muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich sehr glücklich mit dieser Entscheidung bin. Meine ersten Agenturerfahrungen waren nicht durchweg positiv, aber das Durchhalten hat sich gelohnt und gelernt habe ich in dieser Zeit unheimlich viel.
Robert: Wann war die Idee zur Selbstständigkeit geboren und wie verliefen die Anfänge von Studio Frau?
Karoline: Auch hier stand schon relativ früh fest, um genauer zu sein bereits während des Studiums, dass ich auf jeden Fall einmal selbständig arbeiten möchte. Mein Einstieg in die Selbständigkeit war eigentlich sehr „barrierefrei“. Durch Kontakte in verschiedenen Agenturen, wurde ich gerade zu Beginn sehr häufig als „Freie“ gebucht und das hat mir den Start, v.a. in finanzieller Hinsicht auf jeden Fall extrem erleichtert. Nebenbei habe ich mich dann an die Akquise und den Aufbau eines eigenen Kundenstamms gemacht.
Robert: Wie schaut Dein Arbeitsplatz aus und welche Werkzeuge bzw. welches Equipment benutzt Du für Deine Arbeiten?
Karoline: Mein Arbeitsplatz ist übersichtlich und strukturiert, kreatives Chaos findet man dort nicht oder nur äußerst selten ;) Meine Werkzeuge sind: Skizzenbücher, Stifte und natürlich der Rechner. Und Bücher, Bücher, Bücher. Ich bin ein sehr visueller Mensch und lasse mich gerne von Bildern inspirieren, die auch überhaupt nichts mit dem Thema, an dem ich gerade arbeite, zu tun haben müssen.
Robert: Mit welcher Software / Hardware / Werkzeug arbeitest Du am liebsten und warum?
Karoline: Ich bin ein kleiner Apple-Addict, daher arbeite ich natürlich am Mac… iMac. Alles ist so intuitiv und einfach und dazu sind die meisten Apple Produkte natürlich auch optisch sehr ansprechend. Bei der Software habe ich vor kurzem auf die Adobe CC aufgerüstet, um den Anschluss nicht zu verpassen. Früher war ich totaler Quark und Freehand-Fan, mittlerweile arbeite ich sehr gerne in InDesign, Illustrator und Photoshop, also den gängigen Grafikprogrammen.
Robert: Womit beginnst Du bei einem neuen Projekt und was sind Deine ersten Schritte?
Karoline: Zuerst arbeite ich mich ausführlich in das jeweilige Thema ein, das bedeutet sehr viel Recherche, sowohl on- als auch offline. Denn nur, wenn ich genau weiß worum es geht, kann ich auch ein Gefühl dafür entwickeln und habe den nötigen inhaltlichen Background. Da ich mich mittlerweile auf die Entwicklung von Corporate Identity spezialisiert habe, steht vor der eigentlichen gestalterischen Arbeit, zuerst ein theoretischer Prozess. Zusammen mit meinen Kunden erarbeite ich eine Markenstrategie, auf die dann alles Weitere aufbaut.
Robert: Wie würdest Du den Stil Deiner Arbeiten beschreiben?
Karoline: Das ist wirklich unterschiedlich. Im Bereich CI arbeite ich gerne sehr reduziert, sowohl in Bezug auf Form- als auch Farbgebung. Klarheit und Simplizität sind mir wichtig, mit einem großen Schwerpunkt auf der Typografie. Ich liebe Schriften. Und ich liebe Papiere. Die Haptik bei Printprodukten ist mir extrem wichtig, sowohl Papier, als auch die Veredelung betreffend. „Kitsch“ mag ich aber auch manchmal, v.a. wenn es um Hochzeitspapeterie geht, die ich in letzter Zeit vermehrt gestalte. Da dürfen schon mal Herzchen und Vögelchen herumfliegen.
Robert: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“. Dieser Aphorismus von Francis Picabia ziert die Webseite von Studio Frau. In welcher Form findet sich dieser Gedanke in eurer täglichen Arbeit wieder.
Karoline: Ein philosophischer Gedankensplitter, der perfekt widerspiegelt, was uns wichtig ist und unsere Arbeit ausmacht:
- Man sollte nie eingefahren oder mutlos an Projekte herantreten.
- Die erste Lösung ist nicht immer die beste, aber vielleicht manchmal.
- Das Denken ist frei und kann sich in jede Richtung entfalten, mag etwas zu Beginn auch noch so unglaublich erscheinen… ist es am Ende vielleicht ganz eindeutig.
- Unvorhergesehene Lösungen haben oft einen ganz besonderen Reiz.
Robert: Welches Deiner Projekte ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?
Karoline: Ein Herzensprojekt, das ich zusammen mit Agnes Wanat und Martin Cymorek unter dem Pseudonym „tf3“ gestaltet habe. Es geht um das Thema „Alltagsrassismus“, der sich nicht nur auf Hautfarbe oder Nationalität beschränkt, sondern auch alters- oder geschlechtsspezifisch auftreten kann… und das eben ganz alltäglich… Entstanden sind unzählig viele Konzepte, Plakate, Filme, Aktionen und Installationen, die sich mit diesem heiklen Thema auseinandersetzen. Jedoch nicht oberlehrerhaft oder mahnend, sondern einfach darstellend und zum Nachdenken anregend. Das tolle an diesem Projekt war, so viele unterschiedliche Menschen und ihre Gedankenwelt kennenzulernen. Sehr spannend und inspirierend…
Robert: Studio Frau bündelt das Know-how und die Kompetenzen eines kreativen Netzwerkes. In diesem Zusammenspiel gibt es sicher nie einen Mangel an Ideen, oder?
Karoline: Nein, den gibt es nicht ;) Aber das wichtigere ist – denke ich - dass unser Netzwerk alle Bereiche abdeckt, die für ein gutes (Corporate)Design unverzichtbar sind: Text, Fotografie, Gestaltung und Programmierung. Gute Netzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass man auf der gleichen „Welle“ schwimmt, und die gleiche Geschwindigkeit hat. Nur wenn Qualität und Anspruch bei allen Partnern gleich sind, wird das Ergebnis überzeugen.
Robert: Wenn Du heute nicht in der Kreativbranche tätig wärst, was würdest Du stattdessen machen und warum?
Karoline: Eigentlich kann ich mir nichts anderes vorstellen. Während des Abiturs hatte ich kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, Journalismus zu studieren, da ich gerne schreibe… aber auch das ist ja irgendwie kreativ ;)
Robert: Welche 3 Ratschläge würdest Du jedem Designer, Konzepter, Illustratoren, Fotografen und Typografen mitgeben?
Karoline:
- Immer offen bleiben für Neues
- Nie den Mut verlieren und an sich glauben
- Das lieben was man tut
Robert: Welche 3 Webseiten kannst Du unseren Lesern empfehlen?
Karoline:
Behance – tolle Projekte, außerordentlich hohe Qualität
MyFonts – Schriften, Schriften, Schriften
Architonic – schön zum Stöbern
Robert: Vielen Dank für Deine Zeit Karoline. Wie wäre es mit einem Schlusswort? Vielleicht magst Du auch noch jemandem Danke sagen oder einen Gruß aussprechen?
Karoline: Lieber Robert, ich bedanke mich auch ganz herzlich für dieses Interview. Außerdem gilt mein Dank all denen, die mich bisher unterstützt und mir ihr Vertrauen geschenkt haben… Ich freue mich darauf, was die Zukunft bringt.
Wenn ihr jetzt neugierig seid und noch mehr über Karoline Frau erfahren möchtet, dann solltet ihr dem Team von Studio Frau auch auf Facebook und Behance einen Besuch abstatten.