Ich war vor gut zwei Wochen auf der beliebtesten und auch teuersten SEO-Konferenz in Deutschland – der SMX. Die SEO-Gurus der Szene haben sich versammelt, um über die Veränderungen des vergangenen Jahres und die Zukunft der Suchmaschinenoptimierung in 2013 zu sprechen. Kernmessage aus den unzähligen Vorlesungen (wird eher Panel oder Session bezeichnet) war, dass qualitativer Content noch wichtiger ist denn je. Denn nur qualitativer Content, der dem User einen echten Mehrwert liefert, erhält positive Nutzersignale wie Shares, Likes und auch Backlinks. Google benötigt diese Informationen mehr denn je, um aus den inzwischen über 300 Billionen Seiten im Index die relevantesten Ergebnisse auf den ersten Positionen darzustellen. Denn wie soll Google sonst erkennen, dass die Seite einen hohen User-Mehrwert bietet? Die Zeiten von Contentmanipulationen z.B. durch Optimierung der Keyworddichte, Keywordstuffing oder stupiden Backlinkaufbau durch Praktikanten sind endlich vorbei. Google hat in den letzten Jahren viel dazu gelernt und an seinem Algorithmus kontinuierlich gearbeitet, um schwarzen Schafen das Handwerk zu legen. Sie wollen die Webmaster bzw. Webseitenbetreiber dazu erziehen, dass sie Content für User erstellen und nicht für ihre Suchmaschine. Heraus kamen dabei bereits zahlreiche Updates, die vielen Webseiten die Sichtbarkeit gekostet und damit hohe Trafficverluste in Kauf nehmen mussten.
In meinem ersten Artikel geht es um Content, der von anderen Quellen übernommen wird, um euren Usern z.B. eine Zusammenfassung zu einem bestimmten Thema zu geben. Content Curation schimpft sich diese Methode, welche gerade in aller Munde ist und von Unternehmen insbesondere im Social Media Umfeld häufig verwendet wird.
Was ist Content Curation?
Curation, leitet sich aus dem lateinischen Begriff curare ab und bedeutet so viel wie „sorgen für“ oder „sich kümmern um“. Das gleichbezeichnete italienische Verb kann im deutschen auch übersetzt werden mit „herausgeben“. Damit kommen wir unserem Thema ziemlich nahe. Kuratieren wird im deutschen meist im Bereich von Kunst, wie z.B. Museen oder Gemäldegalerien verwendet. Der Kurator kümmert sich um eine Sammlung von Kunstgegenständen und betreut seine Ausstellung. Dazu muss er Kunststücke finden bzw. sammeln, diese sortieren und strukturieren. Diese Methode ähnelt stark dem Tagesgeschäfts eines Redakteurs: Er greift ein Thema auf, sammelt Inhalte, gliedert sie und veröffentlicht diese (Betreuung) in einem virtuellen Raum (Webseite).
Die Methode
Die einzelnen Schritte diese Methode sind zwar auf den ersten Blick ziemlich offensichtlich, dennoch schlüssele ich sie auf, um euch konkrete Tipps an die Hand zu geben:
1. Die Recherche
Content Curation beginnt idealerweise mit einer ausführlichen Recherche zu dem Thema über das berichtet werden soll. Dadurch seid ihr in der Lage das Themenumfeld besser einzuschätzen und eine grobe Gliederung aufzustellen. Wenn ihr dabei feststellt, dass Inhalte fehlen oder ihr eine andere Sichtweise auf die Dinge habt, seid ihr auf den richtigen Weg. Denn neue bzw. andere Inhalte schaffen Vertrauen und neue Mehrwerte gegenüber euren Lesern.
2. Inhalte aufbereiten und Quellen angeben
Steht eure Gliederung nach weiteren Recherchen fest, könnt ihr eure Inhalte verfassen und ggf. Quellen angeben. Achtet jedoch darauf, dass ihr keine Inhalte 1:1 übernehmt, sondern diese mindestens neu formuliert. Denn Duplicate Content mag Google gar nicht. Ganz abgesehen davon, was der eigentliche Verfasser dazu sagen würde, der euch obendrein verklagen kann. Verwendet ihr ein Zitat, dann setzt dieses immer in Anführungsstriche und gebt den Autor dazu an. Auch die „deutliche“ Angabe der Quelle ist Pflicht (Urhebergesetz § 63) um den Urheber des Textes zu schützen. Das Setzen eines Links ist zwar nicht erforderlich, sollte aber im Einzelfall gemacht werden, um weiterführende Informationen dem User zu liefern. Beim Zitieren rät Rechtsanwältin Anja M.Neugebauer (Expertin für Internetrecht) stets nur Kurzzitate zu verwenden, um einer mögliche Abmahnung zu entgehen. » Sicherheitsfanatiker können sich gar eine schriftliche Genehmigung für die Verwendung einholen. Bei Zitaten aus (Online-)Magazinen bzw. Zeitungen würde ich stets auf Nummer sicher gehen, denn diese verstehen keinen Spaß.
3. Fremdes Bildmaterial verwenden
Die Verwendung von Bildern ist stets ein heikles Thema. Thomas Trummer hat bereits in seinem Beitrag über Bilddatenbanken und Lizenzen grundlegend darüber berichtet. Ich hoffe jedem ist inzwischen bewusst, dass Bilder aus der Google Bildersuche nicht einfach heruntergeladen und auf seiner Webseite eingebaut werden dürfen. Wer das doch macht, lebt noch im Web 1.0 oder hat genug Geld für mögliche Abmahnungen auf der Kante. Also bitte keine Bilder kopieren! Sondern: Bilder mit der entsprechende Lizenz (käuflich) erwerben oder die schriftliche Genehmigung seitens des Urhebers einholen. Alternativ eigene Bilder bzw. Grafiken erzeugen um selbst Urheber zu werden. Beim Abbilden von Zeitungsartikeln verhält es sich ähnlich wie beim Zitierten von Inhalten. Diese sind urheberrechtlich geschützt und bedürfen der Zustimmung des Urhebers.
Was ist erlaubt?
- fremde Inhalte umformulieren, aber fairerweise dem Urheber gegenüber mit einem Link bzw. Quellennachweis auszeichnen
- Kurzzitate ausweisen mit Auszeichnung des Autors und der Quelle
- Bilder, die eine CreativeCommons-Lizenz haben dürfen unter bestimmten Voraussetzungen auch kostenlos verwendet werden
- Fotografien von Personen verwenden, wenn sie dem öffentliche Interesse gelten
Was ist nicht erlaubt?
- Bilder aus dem Internet ohne schriftliche Erlaubnis bzw. Bildlizenz des Urhebers veröffentlichen
- Inhalte aus dem Netz 1:1 kopieren, ohne dass es als Zitat ausgezeichnet ist -> Urheberrecht
- Zeitungsartikel einscannen und ohne Erlaubnis veröffentlichen
Was ist neu am Content „Kuratieren“?
Diese Frage habe ich mir auch gestellt und bin der Meinung, dass diese Methode nicht neu ist. Denn schließlich Recherchieren wir alle im Netz um ein Thema besser zu verstehen, Informationen zu sammeln und sich eine eigene Meinung zu bilden. Soll daraus ein neuer Artikel entstehen, so sollten insbesondere die fremden Inhalte so aufbereitet sein, dass die Leser einen neuen Mehrwert darin entdecken, indem z.B. Checklisten, Downloads oder kurze Zusammenfassungen zu finden sind. Eigene Ansätze bzw. Meinungen bilden sich dann meist wie von selbst und machen den Content zu keiner umformulierten Kopie, sondern zu einem eigenen Werk.