Alte Hasen der Analog-Fotografie werden über die Bemühungen, einen Analog-Effekt mit Photoshop auf digitale Bilder zu zaubern, nur müde lächeln können. Dieser Bedarf existiert jedoch für Fotografen, die ihre Aufnahmen lieber von der Speicherkarte auf den Rechner übertragen, als einen Film zum Entwickeln zu bringen oder gar selbst Chemikalien in der Dunkelkammer anzuwenden. Klar werdet ihr mit einem digital in Photoshop nachbearbeiteten Foto nie zu 100 % den Analog-Look erzielen können, welchen ihr mit dem Pendant der analogen Kamera erhaltet, die ihr vielleicht erst kürzlich wieder in einer Schublade entdeckt habt. Ich möchte euch heute dennoch zeigen, wie ihr den Look von Filmen wie dem Fujifilm Provia oder Fujifilm Velvia mit einer digitalen Bildbearbeitung erreichen könnt. Dabei möchte ich euch zum einen zeigen, wie ihr mit Photoshop einen Foto-Effekt für Farb- und auch für Schwarz-Weiß-Fotos zaubert, der am Ende stark an ein analog geschossenes Bild erinnert. Zum Ende des Tutorials gehe ich neben diesen kostenlosen Varianten auch noch auf einige gute, kostenpflichtige Angebote ein, die es am Markt ebenfalls gibt. Diese richten sich jedoch eher an Profis anstelle ambitionierter Amateure, denn hier könnt ihr schnell einige hundert Euro loswerden. Nun will ich euch aber erst einmal zeigen, wie ihr in Photoshop einen Analog-Look mit Hilfe der Filter erstellen könnt.
Analog-Effekte mit Photoshop | ||
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Analog-Farbfilm mit Photoshop | Analog-Schwarzweißfilm mit Photoshop | Professionelle Alternativen zum Analog-Effekt |
Analog-Farbfilm in Photoshop simulieren
Step 1
Ihr öffnet also euer Ausgangsbild (© Domenico Salvagnin, Flickr) in Adobe Photoshop über den Menüpunkt Datei / Öffnen (alternativ mit dem Shortcut Strg+O) und ruft im Fenster Korrekturen die Gradationskurven auf. Hier könnt ihr nun entweder den Kontrast jedes einzelnen Farbkanals erhöhen, in dem ihr eine leichte S-Kurve nachbildet oder ihr könnt euch aber auch hier die Vorgaben der Gradationskurven zur Simulation der beiden Filmtypen Provia und Velvia und weiterer Prozesse von Petteri Sulonen herunterladen. In akribischer Kleinarbeit hat er die beiden Filmtypen in verschiedenen Aufnahmesituationen analysiert und daraus seine Vorgaben entwickelt. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der Filmtyp Fujifilm Velvia eine hohe Sättigung der Farben bieten und auch starke Kontraste liefert. Damit ist dieser Typ besonders geeignet für Landschaftsaufnahmen, weil er gerade auch das Grün besonders schön abbildet. Fujifilm Provia hingegen ist neutraler und eignet sich damit für viele verschiedene Aufnahmesituationen, so auch für Porträts. Um nun also eine der beiden Kurven laden zu können, müsst ihr den heruntergeladenen Ordner erst einmal auf euren Rechner entpacken. Dann geht ihr im Bedienfeldmenü des Fensters Gradationskurven auf Kurvenvorgabe laden und ruft nun die entsprechende Vorgabe (velviaesque.acv etc.) aus dem Ordner auf.
Step 2
Ihr seht nun hier schon, dass euer Grün-Kanal deutlich kontrastreicher ist. Auch im Rot-Kanal hat eine Kontrastverstärkung stattgefunden. Ihr könnt natürlich auch noch ein anderes Preset laden und ein wenig herumexperimentieren, aber mir gefällt die Vorgabe für den Fujifilm Velvia hier schon sehr gut. Nun braucht euer Photoshop Analog-Film natürlich auch noch das typische Filmkorn. Das könnt ihr euch entweder herunterladen und in eurem Bild platzieren (Datei / Platzieren und Ebenenmodus Ineinanderkopieren) oder ihr erstellt euch selber eure eigene Körnung. Dazu erstellt ihr euch eine neue Ebene und füllt diese mit dem Füllwerkzeug (G) mit einem neutralen Grau (#777777).Step 3
Damit ihr die Stärke der Körnung später noch regulieren könnt, solltet ihr die oberste Ebene zunächst für Smartfilter konvertieren (Filter / Für Smartfilter konvertieren). Nun gibt es wieder zwei Wege, die Körnung zu erzeugen. Entweder ihr geht auf Filter / Rauschfilter / Rauschen hinzufügen, stellt dann dort die hier zu sehenden Richtwerte ein und ändert den Modus der Ebene in Weiches Licht und senkt die Deckkraft dieser Ebene auf zirka 10 %.Step 4
Oder aber ihr regelt auch die Form und Größe der Körner, indem ihr auf Filter / Strukturierungsfilter / Körnung geht. Dort könnt ihr sowohl die Intensität der Körnung (~40) einstellen, als auch den Kontrast (~60) und die Art (weich). Auch hier ändert ihr wieder den Ebenenmodus in Weiches Licht und senkt die Deckkraft. In diesem Fall aber nur auf zirka 30 %. Und da die Körner jetzt noch farbig sind, müsst ihr sie einfach über eine Korrekturebene Schwarzweiß entsättigen. Diese Ebene darf dann aber nur auf die darunterliegende Ebene wirken, so dass ihr noch auf das hier markierte Verknüpfungssymbol klicken müsst.Step 5
Und da ihr ja das Auge des Betrachters noch etwas mehr auf euer Hauptmotiv im Bild lenken wollt, könnt ihr auch noch eine leichte Vignettierung in eurem Bild hinzufügen. Dazu erstellt ihr euch wieder eine neue, leere Ebene (Umschalt+Strg+N) und übermalt diese an den Rändern mit einem schwarzen Pinsel. Danach geht ihr auf Filter / Weichzeichnungsfilter / Gaußscher Weichzeichner und stellt einen Radius von zirka 100 Pixeln ein.Step 6
Damit die Vignettierung nun nicht zu stark wirkt, müsst ihr auch hier wieder den Ebenenmodus in Weiches Licht ändern und die Deckkraft der Ebene auf 80 % senken. Mit Klick auf die Schaltfläche Ebenenmaske hinzufügen legt ihr eine Maske für die Ebene mit der Vignette an. Mit einem großen, weichen, schwarzen Pinsel (B) arbeitet ihr nun wieder euer Hauptobjekt aus der Vignette heraus, da ja nur die Ränder etwas abgedunkelt werden sollen. Damit seid ihr dann für diese Farbbild auch schon fertig und habt einen coolen Analog-Look erstellt. Ich zeige euch hier ebenfalls ein weiteres Beispiel eines Bildes, welches ich in Photoshop mit diesem Foto-Effekt bearbeitet habe.Analog-Schwarz-Weiß-Film in Photoshop simulieren
Step 1
Ich nehme hier also wieder das schon bekannte Foto mit der Katze. Ihr öffnet euer Foto wieder in Photoshop analog zum Step 1. Nun gibt es für euch verschiedene Wege, wie ihr euer Bild mit dieser Software in ein Schwarz-Weiß-Foto umwandeln könnt. Ihr greift bitte zur Schwarzweiß-Korrekturebene mit ihren vielen Einstellungsmöglichkeiten. Mit dieser Technik habt ihr dank der vielen Regler für die einzelnen Kanäle jede Menge manuelle Kontrolle über die Umwandlung eures Farbbildes in ein monochromes Foto.Step 2
Jetzt müsst ihr den Kontrast in eurem Bild noch ein wenig erhöhen und gleichzeitig das Schwarz in ein Dunkelgrau verwandeln. Dazu müsst ihr, in Abhängigkeit von eurem Ausgangsbild, in etwa diese Gradationskurve nachempfinden.
Step 3
In diesem Schritt fügt ihr eurem Bild eine Vignette hinzu. Dazu geht ihr genauso vor wie schon beim Farbbild beschrieben. Einziger Unterschied hier: Ihr solltet die Deckkraft weit mehr senken als beim Farbbild. Ich habe hier für die Vignette die Deckkraft auf 40 % gesenkt.
Step 4
Jetzt macht ihr euch an die Körnung. Da diese in einem Schwarz-Weiß-Bild nicht überall gleich ist (Weniger in den Tiefen und in den Lichtern – Mehr in den Mitten), müsst ihr eure Ebene mit der Körnung in Abhängigkeit von der Bildhelligkeit maskieren. Dazu müsst ihr einen kleinen Trick anwenden. Ihr fasst zunächst mit dem Shortcut Umschalt+Strg+Alt+E alle sichtbaren Ebenen (Vignette, Gradationskurve, Schwarzweiß und natürlich die Ebene Hintergrund) zu einer neuen Ebene zusammen. Dann fügt ihr über der neuen Ebene eine neue Korrekturebene Verlaufsumsetzung hinzu. Diese erhält einen Schwarz-Weiß-Schwarz-Verlauf. Dazu müsst ihr lediglich auf den Verlauf klicken, den weißen Farbstopp in die Mitte schieben (Position 50 %) und euch mit gedrückter Alt-Taste einen neuen schwarzen Farbstopp aus dem bereits Vorhandenem herausziehen. Keine Angst, wenn euer Foto zwischendurch mal doch etwas komisch aussieht.
Step 5
Ihr aktiviert nun wieder die Ebenenkopie und geht dann in das Fenster Kanäle. Dort klickt ihr mit gedrückt gehaltener Strg-Taste auf die Miniatur des Rot-Kanals und wählt diesen damit aus. Nun wechselt ihr wieder in das Fenster Ebenen und fügt eurer Ebenenkopie eine Ebenenmaske hinzu (Schaltfläche Ebenenmaske hinzufügen). Dann könnt ihr die Ebene mit der Verlaufsumsetzung wieder löschen.
Step 6
Jetzt könnt ihr dieser Ebene wieder, wie schon beim Farbbild beschrieben, die Körnung hinzufügen. Ich wähle wieder den Weg über Filter / Strukturierungsfilter / Körnung. Hier ist es natürlich nun umso wichtiger, dass auch die Körnung monochrom ist. Bei der Deckkraft für die Ebene mit der Körnung habe ich mich für 40 % entschieden. Ihr müsst diesen Wert natürlich individuell auf euer Bild anpassen. Damit habt ihr nun mit Photoshop analog zum Farbbild auch ein Schwarz-Weiß-Bild mit dem Analog-Effekt versehen.
Ich habe natürlich auch in diesem Fall noch ein weiteres Foto mit Analog-Filter in Photoshop versehen, das ich euch nicht vorenthalten möchte. Das komplette Tutorial findet ihr natürlich auch dieses Mal wieder hier zum kostenlosen Download.
Professionelle Alternativen zum Analog-Effekt
Wenn ihr das Ganze allerdings mit vielen verschiedenen Filmtypen simulieren wollt, kommt ihr wohl kaum drum herum, einige kostenpflichtige Presets zu erwerben. Die erlauben euch dann in Adobe Photoshop, Adobe Camera Raw, Adobe Lightroom oder aber auch in Aperture von Apple analoge Filme zu simulieren.
Wenn ihr erst einmal recht kostengünstig testen wollt, dann ist wohl diese günstige Variante von X-Equals eine gute Wahl. Hier gibt es rund 40 verschiedene Film-Presets und weitere Vorgaben. In diesem Package findet ihr auch die bekannten Filme Fujifilm Velvia und Fujifilm Provia als Voreinstellung wieder.
Solltet ihr eure digitale Filmentwicklung doch etwas professioneller angehen lassen wollen, dann schaut euch die diversen Film-Pakete an, die VSCO für verschiedene Programme anbietet. Hier solltet ihr allerdings schon genau wissen, was ihr wollt und was ihr wirklich braucht, denn diese Anschaffung geht mit 119 US-Dollar (pro Paket versteht sich) schnell ins Geld.
Wie ich schon in meinem Artikel zu den Photoshop CC-Alternativen erwähnt hatte, bietet auch DxO eine lohnende Alternative an, die sich um das DxO FilmPack erweitern lässt, mit welchem ihr den Analog-Look erstellen könnt.
Eine weitere sinnvolle Erweiterung für Photoshop ist Exposure von Alien Skin Software (149 US-Dollar). In diesem Package sind viele verschiedene Filme enthalten und auch weitere Features wie diverse Umrandungen oder Light-Leaks.
Titelbild: © Kuba Bożanowski