Eine Doppelbelichtung mit Hilfe von Photoshop simulieren
Neben den analogen Schallplatten gewinnt also auch die analoge Fotografie wieder mehr an Bedeutung und so verwundert es nicht, dass der Effekt einer Doppelbelichtung wieder vermehrt zu sehen ist. Viele Leute fasziniert an der analogen Fotografie ganz einfach dieser spezielle Look der Fotos, die Farben und der Look des Filmkorns. Digitalfotografen die nicht ins Hintertreffen geraten und die verschiedenen Filmstile ebenfalls auf ihre manchmal als „klinisch rein“ verschrienen Fotos anwenden möchten, können sich in der Nachbearbeitung diverse Plugins zu Nutze machen. Eine dieser Erweiterungen ist zum Beispiel die vom Software-Hersteller DxO Labs, welcher sein DxO FilmPack3 Essential noch bis Ende März 2015 zum kostenlosen Download anbietet. Die Analog-Effekte dieses Packages lassen sich dann in Photoshop auf eure Digitalbilder anwenden.
Nun aber zurück zur Mehrfachbelichtung. Wenn ihr vielleicht noch nie analog fotografiert habt und mit dem Begriff noch nicht so vertraut seid, dann schaut euch doch zunächst den Artikel von kwerfeldein an. Hier bekommt ihr zahlreiche Beispiele zu sehen. Gleich das erste Foto in diesem Artikel zeigt recht gut, was ich euch in diesem Artikel zeigen möchte. Dieser Effekt funktioniert mit Farbfotos genauso gut wie mit Schwarzweiß-Fotografien. Da ich ein großer Freund von Schwarzweiß-Aufnahmen bin, zeige ich euch, wie ihr in zehn einfachen Schritten eine Doppelbelichtung in Photoshop mit einem, besser gesagt, zwei SW-Fotos hinbekommt.
Step 1
Ich habe mir als Ausgangsbild für die Mahrfachbelichtung dieses Foto (© David Long, Flickr) heruntergeladen und es in Photoshop geöffnet (Menüpunkt Datei / Öffnen).
Wir werden die abgelichtete Person freistellen und ein Knackpunkt hierbei sind oftmals die Haare. Ich empfehle euch daher, eine Person mit „einfacher“ Frisur vor homogenem Hintergrund zu wählen. Leicht freistellen lässt sich auch ein Modell mit hellen Haaren vor dunklem Hintergrund oder ein Modell mit dunklen Haaren vor hellem Hintergrund. Wer sich mit dieser Materie noch nicht so gut auskennt, dem empfehle ich mein Tutorial zum Haare freistellen mit Photoshop. Wie ihr schon an diesem Ausgangsbild erkennen könnt, müsst ihr bei solch komplexen Strukturen natürlich über die Kanäle freistellen.
Step 2
Nachdem ihr nun die Person freigestellt habt, könnt ihr euch auch schon Gedanken über das zweite Bild eurer Doppelbelichtung machen. Ich habe mich für dieses sehr mystische Foto (© liebeslakritze, Flickr) entschieden. Dieses könnt ihr nun über den Menüpunkt Datei / Platzieren in euer Dokument laden. Mit dem Verschieben-Werkzeug (V) und gedrückt gehaltener Umschalt-Taste zieht ihr euch das Bild proportional auf die richtige Größe zurecht.
Step 3
Damit dieses Bild auch nur auf euer Gesicht angewandt wird, müsst ihr mit Rechtsklick auf diese Ebene gehen und dann auf den Menüpunkt Schnittmaske erstellen.
Step 4
Da mir in diesem speziellen Fall die Farben des Bildes noch nicht ganz so gefallen, wende ich eine Verlaufsumsetzung auf dieses Foto an. Dazu könnt ihr euch bei Brusheezy (© chain, Brusheezy) kostenlos eine Verlaufspalette herunterladen. Im Fenster Korrekturen wählt ihr nun die Verlaufsumsetzung aus. Dort geht ihr auf die vorgeschlagene Verlaufsumsetzung, öffnet mit Klick auf den kleinen Pfeil das Bedienfeldmenü und ruft über Verläufe laden die Datei vom Speicherort auf. Ich habe mich hier für den Verlauf Sephia green entschieden. Auch auf diese Korrekturebene wendet ihr wieder eine Schnittmaske an, so dass sie nur auf das darunterliegende Bild, nicht aber auf das Porträt, wirkt. Da mir der Verlauf dann doch etwas zu stark wirkt, solltet ihr die Deckkraft der Verlaufsebene auf etwa 50 % reduzieren.
Step 5
Mit gedrückt gehaltener Alt-Taste zieht ihr die Ebene mit dem Porträt ganz nach oben im Ebenenfenster. Damit erstellt ihr euch eine Kopie dieser Ebene, die jetzt über allen anderen Ebenen liegt. Diesen Vorgang wiederholt ihr zur Sicherheit noch einmal und anschließend macht ihr die oberste Ebene mit Klick auf das Augensymbol unsichtbar.
Step 6
Jetzt geht ihr für die obere, sichtbare Porträtebene in das Fenster Korrekturen und dort auf Schwarzweiß. Dort stellt ihr in etwa die hier im Bild zu sehenden Werte ein. Auch diese Korrekturebene wird wieder als Schnittmaske angelegt, so dass sie nur auf die darunterliegende Porträtebene wirkt.
Step 7
Das Porträt braucht jetzt noch ein wenig mehr Kontrast, also geht ihr im Korrektur-Fenster auf die Tonwertkorrektur und schiebt den Schwarz-Regler etwas mehr zur Mitte und den Mitten-Regler noch etwas weiter nach rechts. Auch diese Korrekturebene wird wieder als Schnittmaske ausgeführt.
Step 8
Nun kommt der „Magic Step“, der aus zwei Bildern eine tolle Doppelbelichtung macht. Dafür müsst ihr lediglich den Ebenenmodus der (unter den beiden, gerade erstellten Einstellungsebenen liegenden) Porträtebene in Negativ multiplizieren ändern.
Step 9
Nun seid ihr eigentlich schon fast fertig mit eurer Mehrfachbelichtung in Photoshop. Eine neue Ebene (Umschalt+Strg+N), die ihr unter der untersten Porträtebene platziert, füllt ihr mit dem Füll-Werkzeug (G) mit einem zarten Sepia-Ton (#F3F0E2) oder mit einem anderen Farbton, welchen ihr mit dem Pipette-Werkzeug (I) aus dem Bild aufnehmt.
Step 10
Wenn ihr wollt, könnt ihr nun zum Abschluss die Hintergrundebene mit den Bäumen noch einmal kopieren. Diese Kopie schiebt ihr dann über die gerade mit dem Sepia-Ton gefüllte Ebene. Dann senkt ihr die Deckkraft des Bildes auf etwa 15 % und fügt auch dieser Ebene eine Schwarzweiß-Korrektur samt Schnittmaske hinzu. Dann seid ihr mit dem Foto-Effekt der Doppelbelichtung in Photoshop auch schon fertig.