Die wichtigsten Regeln beim Gestalten von Editorial Designs
1. Kennt eure Zielgruppe
Egal um welches Druckwerk es sich handelt, der Leser sollte sich mit dem Stil identifizieren können. Dabei sind nicht nur die Texte und Inhalte gemeint, sondern auch die gestalterische Aufmachung. Das Design sollte immer für den Leser gemacht sein.2. Kennt eure Inhalte
Der Editorial Designer sollte die groben Inhalte der Texte in seinem gestalterischen Auftrag kennen. Es reicht auch, sie zu überfliegen. Aber wichtig ist der inhaltliche und gestalterische Zusammenhang um eine Gesamtkomposition zwischen Bild und Text zu schaffen.
3. Arbeitet mit der Redaktion zusammen
Egal um welches Medium es sich schlussendlich handelt, aber vor allem bei Magazinen und Zeitungen, ist es wichtig mit der Redaktion zusammenzuarbeiten. Die Redaktion hat sich definitiv etwas bei der Zusammenstellung der Texte gedacht und das sollte auch in der Gestaltung zum Ausdruck gebracht werden. Kommunikation steht hier an erster Stelle und Teamwork sollte unumgänglich sein
4. Judge a book by its Cover
Besonderes Augenmerk sollte immer auf dem Cover liegen. Es sollte ansprechend und informativ gestaltet sein, sodass Leser angesprochen werden. Bei Magazinen und Zeitungen ist es außerdem wichtig, darauf zu achten, dass es in der Auslage immer noch gut aussieht. Da das Cover das Wichtigste ist, um den Leser anzusprechen, sollte der Designer nicht schüchtern sein. Generell gibt es jedoch die ABC-Regelung für Texte auf dem Cover: Die A-Überschrift ist der Magazin-Titel. Die B-Unterüberschrift ist der Hauptartikel oder das Hauptaugenmerk der Ausgabe. Als letztes folgen die C-Überschriften der wichtigsten weiteren Artikel, die Aufmerksamkeit erregen könnten.
Editorial Design von Fabian Schwarz, Zeitmaschine Magazin Editorial, CC BY-NC-ND 4.0
Editorial Design von KREATIVBETRIEB Design, Editorial Design – Magazine, CC BY-NC-ND 4.0
5. Raster sind eure besten Freunde
Als Editorial Designer solltet ihr darauf achten, gewisse Raster einzusetzen, die den Wiedererkennungswert eures Mediums steigern. Gerade bei Magazinen und Zeitungen ist dies der Fall. Egal ob ein 6-spaltiges oder ein 9-spaltiges Layout, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten. Die Einhaltung gewisser Raster ermöglicht es dem Leser auch die Orientierung zu bewahren. Um zu Beginn nicht die Angst vor dem weißen Blatt zu haben, hilft ein Raster sehr. Dadurch befindet sich bereits etwas auf der Seite, an dem sich auch der Designer orientieren kann. Dabei gibt es noch einen Tipp: „Think in spreads, not pages“: Habt immer auch die Doppelseite im Kopf, nicht nur die Einzelseite. So kann mit dem Design weitaus mehr und spannender variiert werden, wenn z.B. Bilder über die Mitte hinaus gehen, oder die Überschrift auf beiden Seiten steht.
Editorial Design von Christina Koch, Magazin der Hochschule Hannover Editorial Design, CC BY-NC-ND 4.0
Editorial Design von Christina Koch, „Ich in Daten Editorial“ Design, CC BY-NC-ND 4.0
6. Beachtet Typografische Regeln
Um den Lesefluss des Lesers aufrecht zu erhalten, ist es essentiell typografische Hierarchien zu beachten. Entwickelt eine einheitliche typografische Struktur und arbeitet dabei nicht mit zu vielen verschiedenen Farben und Fonts um den Leser nicht zu verwirren. Ein guter Startpunkt sind meist 3 verschiedene Schriftarten, die je nach Persönlichkeit und Zielgruppe eingesetzt werden können.
Editorial Design von Lucas Hesse & David Broenner, Off Print Reader Editorial Design, CC BY-NC-ND 4.0
Editorial Design von Craig Bobie, Sologram Editorial Poster Design Series, CC BY-NC-ND 4.0
7. Don’t be afraid of the Nothing
Setzt Weißraum gezielt ein. Es gibt dem Leser Raum zum Nachdenken und eine Pause für die Augen. Außerdem sind dann die essentiellen Inhalte besser lesbar und die Aufmerksamkeit wird automatisch auf das Wesentliche gelenkt.
Editorial Design von Petr Novak, CC BY-NC-ND 4.0
8. Bilder sagen mehr als tausend Worte
Die richtige Bildauswahl ist das A und O. Ob nun wunderschöne schwarz/weiß-Fotografie oder detailreiche Illustrationen passend zum Thema. Hier sollte wirklich großer Wert drauf gelegt werden. Denn auch so können sich Zeitschriften und Magazine von anderen abheben und herausstechen aus der Masse.
Editorial Design von Mine Gunduz, GMK Yazlar Editorial Design, CC BY-NC-ND 4.0
Editorial Design von Vicente Puig, „Stool 60“ Infographic Editorial Design, CC BY-NC-ND 4.0
9. Designed für euch
Um gute Arbeit zu leisten, ist es immer wichtig, einen gewissen Bezugspunkt zu dem zu haben, womit du dich beschäftigst. Sei mit Leidenschaft und Enthusiasmus dabei. Wenn dich dein Projekt nicht mitreißt, suche nach etwas, was es für dich persönlich spannend macht. Nur so kannst du wirklich dein Bestes geben.
10. Kontrast, Farbe, Motion
Beachte bei deinem Design auch, dass der besondere Kick auf einer Doppelseite oder gar dem Cover auch von einer einzigen sinnvoll eingesetzten Farbe kommen kann. Dabei kannst du auch mit Kontrasten spielen. Dunkles Bild, helle Schrift, oder weißer Hintergrund und sich davon absetzende Farbe. Alles in allem sei dem Leser, ähnlich wie in Punkt 7, auch mal eine Pause gegönnt. Mit dem Design und Layout eines Magazins kann der Lesefluss der Leser manipuliert werden. Indem eine Doppelseite Fotografie eingestreut wird, wird der Lesefluss verlangsamt. Möchtest du ihn vorantreiben, dann zeige den Text in einem Mehrspaltigen Layout. Du hast die Kontrolle.
Editorial Design von Luciana Siggel, Editorial Design Catalogue, CC BY-NC-ND 4.0
Editorial Design von Kathryn Tayar, „The Menace of Mechanical Music“ Editorial Design, CC BY-NC-ND 4.0
11. Das Inhaltsverzeichnis muss nicht langweilig sein
Das Inhaltsverzeichnis muss natürlich vorrangig eins: informativ und funktional sein. Dennoch kannst du auch hier deiner Kreativität freien Lauf lassen. Gibt es viele Themen? Dann weite das Inhaltsverzeichnis auf zwei Seiten aus. Viel durcheinander? Wende ein Spaltenlayout und Colorcodes an. Fotos und Illustrationen helfen dem Leser die Orientierung zu behalten und schneller zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Editorial Design von Michael Berger, Editorial Design and Storytelling for an Impact Report, CC BY-NC-ND 4.0
12. Dokumentation ist alles
Legt ein Stilbuch für euer Editorial Design an. Das hilft euch oder anderen Designern bei der nächsten Ausgabe des gleichen Magazins oder Zeitung ein einheitliches Layout und Design zu entwerfen. In diesem Stilbuch können Informationen zur Farbpalette, Typographie, Grafiken und Formen, Hintergrundfarbe und anderen kleinen Details wie Seitennummerierung stehen.
Editorial Design von Von Chew, Editorial Design GRA PICKS Products Catalogue, CC BY-NC-SA 4.0
13. Schafft ein Gesamtkunstwerk
Wenn ihr alle aufgelisteten Tipps und Regeln verfolgt, achtet dabei darauf eine wiedererkennbare Struktur zu schaffen. Inhalt und Form sollten wie aus einem Guss wirken und harmonisch erscheinen. Der Leser muss die Tonalität des Mediums wiedererkennen.
Editorial Design von Angela Henry, Editorial Design CC BY-NC-ND 4.0
Als eine der größten Inspirationen habe ich das 99u Quarterly Magazine von 2015 gefunden. Obwohl es schon etwas älter ist, besticht es immer noch mit zeitlosem und elegantem Design. Ein Blick lohnt sich also auf jeden Fall.
Wenn es eher um Zeitungen geht, dann empfehle ich diese Auflistung der 50 tollsten Editorial Designs aus der ganzen Welt. Creative Bloq hat auch einen Artikel dazu verfasst, was wir von 6 inspirierenden Editorial Designs lernen können.
Jetzt habt ihr schon mal eine bessere Vorstellung davon, was gutes Editorial Design ausmacht.