Mittelstand
Mittelstand ist im deutschsprachigen Raum nach Definition des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung durch die Einheit von Eigentum und Leitung definiert. Ob ein Unternehmen zum Mittelstand gezählt wird, hängt also nicht von seiner Größe ab, sondern von qualitativen Merkmalen.
Die Abgrenzung von großen Unternehmen kann auf Basis der Umsatzhöhe, der Bilanzsumme oder der Anzahl der Beschäftigten erfolgen. Das Gabler-Wirtschaftslexikon definiert Mittelstand quantitativ als Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 1 und 50 Mio. Euro oder mit 10 bis 499 Beschäftigten, betont aber auch die Einheit von Eigentum und unternehmerischer Verantwortung als charakteristisches Merkmal. Oft handelt es sich um Familienunternehmen. Die Unternehmensführung ist an allen unternehmerisch wichtigen Entscheidungen beteiligt.
Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten oder mehr als 50 Millionen Euro Umsatz werden dennoch zum Mittelstand gezählt, wenn bis zu zwei natürliche Personen oder Familienangehörige mindestens 50 % der Anteile des Unternehmens halten und der Geschäftsführung angehören.
Die Begriffe Mittelstand, Familienunternehmen, Eigentümerunternehmen und familiengeführte Unternehmen werden als Synonyme betrachtet. Eng verwandt sind die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), abgeleitet von der englischen Bezeichnung small and medium-sized enterprises (SME). Die Abgrenzung der KMU von Großunternehmen erfolgt aufgrund rein quantitativer Kriterien wie Jahresumsatz (≤ 50 Millionen EUR) und Beschäftigtenzahl (≤ 500 Mitarbeiter).
Inhalt
1. KMU-Definition
Die KMU-Definition des IfM (Institut für Mittelstandsforschung) Bonn lautet seit 01.01.2016 wie folgt:
Kleinst-Unternehmen: bis zu 9 Beschäftigte und bis zu 2 Mio. € Umsatz im Jahr
Klein-Unternehmen: bis zu 49 Beschäftigte und bis zu 10 Mio. € Umsatz im Jahr (und kein Kleinst-Unternehmen)
Mittelgroßes Unternehmen: bis zu 499 Beschäftigte und bis zu 50 Mio. € Umsatz im Jahr (und kein Klein-Unternehmen)
(KMU) zusammen: unter 500 Beschäftigte und bis zu 50 mio. € Umsatz im Jahr
2. Deutscher Mittelstand
3. Volkswirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands
- 2014 gab es in Deutschland 3,63 Millionen KMU, das entspricht 99,6 % aller Unternehmen mit Umsatz aus Lieferungen und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.
- Der erwirtschaftete Umsatz der deutschen KMU betrug 2014 rund 2,204 Billionen Euro oder 35,3 % des gesamten Umsatzes deutscher Unternehmen.
- Die deutschen KMU trugen im Jahr 2014 zu rund 55 % der gesamten Nettowertschöpfung deutscher Unternehmen bei.
- 81,8 % aller Auszubildenden waren in Betrieben mit weniger als 500 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten angestellt.
- Etwa 25 % aller Mittelständler entfallen auf die mehr als eine Million Handwerksbetriebe. Im verarbeitenden Gewerbe sind häufig größere Mittelständler tätig.
4. Mittelstandspolitik
5. Unternehmenskultur und Selbstverständnis
Der deutsche Mittelstand zeichnet sich durch eine Geisteshaltung aus, die auf langfristigen und nachhaltigen Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern fußt. Die Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern spiegelt sich in langen Betriebszugehörigkeiten wider. Durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege fühlen sich Mitarbeiter persönlich wahrgenommen und eingebunden, können sich schnell bewähren und beruflich vorankommen. Viele mittelständische Firmen engagieren sich auch regional und fördern Bildung, Kultur und Sport.
Alleinstellungsmerkmal und Verkaufsargument des deutschen Mittestands ist häufig die hohe Qualität und Innovationskraft der angebotenen Produkte. Ein Großteil der Unternehmen agiert als Marktführer auf seinem Gebiet. Vor allem im Südwesten Deutschlands gibt es besonders viele sogenannte „Hidden Champions“ – Unternehmen, die mit Alltags- oder Spezialprodukten Weltmarktstatus erreicht haben, aber in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt sind.