Robert: Hallo Claudia. Ich freue mich, mit Dir unseren ersten Interviewgast aus dem schönen Österreich willkommen zu heißen. Wie geht es Dir und wie läuft das Leben in Wien?
Claudia: Hallo Robert. Danke, mir geht es gut. In Wien läuft alles bestens.
Robert: Sei so lieb und stelle Dich doch bitte kurz vor.
Claudia: Ich bin 29 Jahre alt, komme aus Kärnten, das liegt ganz im Süden von Österreich, und habe dort die Handelsakademie mit Schwerpunkt Marketing abgeschlossen. Nach meiner Matura bin ich nach Wien gegangen und habe Kommunikationsdesign und Werbung an der Werbe Akademie studiert.
Robert: Dies ist nun 10 Jahre her. Wusstest du immer schon, dass du diesen kreativen Beruf ausüben möchtest? Wer oder was hat Dich damals zu diesem Schritt inspiriert?
Claudia: Ich war schon als Kind immer sehr kreativ und habe bereits in jungen Jahren (mit 7 oder 8) – ohne es zu wissen – mein erstes Corporate Design entwickelt. Für die Bande „Die schwarzen Wölfe“, bestehend aus meiner Schwester, dem Nachbarskind und mir, habe ich ein Logo (Wolfskopf in einem roten Kreis mit grünen Augen), eine Fahne, Mitgliedsausweise und das Gesetzesbuch der schwarzen Wölfe entworfen. Jedes dieser Drucksorten habe ich mit dem Logo gebrandet und alles in den Corporate Colours gestaltet. Im Nachhinein betrachtet war es damals schon klar: Ich werde Grafik Designerin. Inspiriert und unterstützt hat mich immer meine Familie, die mir meine Ausbildung und das Leben in Wien während dem Studium ermöglicht hat.
Robert: Nachdem Du Dir durch unterschiedliche Projekte bereits einen Namen in der Szene machen konntest, folgte im Jahr 2010 mit der Gründung des 8cl Grafikstudios der Schritt in die Selbstständigkeit. Wie kam der außergewöhnliche Name zustande und wie verliefen die Anfänge?
Claudia: Der Name „8cl grafikstudio“ setzt sich aus meinen Initialen „C“ und „L“ zusammen, die die Maßeinheit Centiliter ergeben. Nun brauchte ich nur noch eine Zahl dazu. Hier nahm ich meine Glückszahl „8“ die auch mein Geburtstag ist und das Zeichen für Unendlichkeit darstellt. Beim Corporate Design setze ich auf die Maßeinheit in Strichen, die sich wie ein roter Faden durchzieht.
Robert: Wie sieht ein normaler Start in den Tag für Dich aus?
Claudia: Ich stehe morgens auf und gehe mit meinem Hund spazieren. Dann frühstücke ich und füttere den Hund. Danach gehe ich ins Büro und checke meine Mails und starte dann mit der Arbeit – nicht sehr aufregend also – ich bin eher ein Morgenmuffel.
Robert: Welche Werkzeuge bzw. welches Equipment benutzt Du für Deine Arbeiten und wie schaut Dein Arbeitsplatz aus?
Claudia: Mein Arbeitsplatz ist eher unaufgeräumt, links und rechts stapeln sich Zettel und Arbeiten, Belege für die Buchhaltung liegen oben auf. Am Schreibtisch verteilt kleben Notizzettel mit Dingen die ich erledigen muss und nicht vergessen darf. An der Wand hängen Bilderrahmen mit den Fotostreifen aus der Fotobox, mit all meinen Freunden, die mich zwischendurch immer zum Lächeln bringen.
Ich benötige immer ein Notizbuch oder ein Stück Papier auf dem ich mir Dinge aufzeichne oder notiere, wenn ich eine Idee habe.
Robert: Womit beginnst Du bei einem neuen Projekt und was sind Deine ersten Schritte?
Claudia: Als erstes recherchiere ich und mache mir Notizen. Ich sammle Fotos und Anregungen in einem Ordner und schreibe mir erste Gedanken und Ideen auf. Dann lasse ich das Ganze ruhen und mache etwas anderes. Hier kommt dann mein Notizbuch ins Spiel – denn dann kommen meistens Einfälle und Ideen z.B. beim Spazieren gehen mit dem Hund, in der U-Bahn oder beim Eisessen, die ich mir dann ganz schnell aufschreiben muss.
Robert: Wie würdest Du den Stil Deiner Arbeiten beschreiben?
Claudia: Meine Arbeiten sind schlicht und klar, vielleicht mit einem kleinen Augenzwinkern und ein bisschen Witz versehen. Es steckt immer ein durchdachtes Konzept dahinter und alles ist strukturiert und zieht sich von Anfang bis Ende durch. Ich arbeite gerne mit Typo und liebe reines Schwarz auf Weiß.
Robert: Dein Slogan lautet „Grafikdesign nach Maß“. War dies einer der Gründe, warum die Entscheidung beim Ideenwettbewerb für ein Key Visual der Marke „Kultur Burgenland“ auf Dein Design fiel?
Claudia: Ich denke die Entscheidung fiel auf mich, weil ich das Vorhandene erkannt und gekonnt weiterentwickelt habe. Denn das Logo der Marke Kultur Burgenland ist ein Kringel aus mehreren Linien, die ich „entwirrt“ und zu einer Schrift aus drei Begriffen geführt habe. Anfangs war mein Vorschlag: music – culture – art bei dem jedes Wort aus einer ununterbrochenen Linie besteht. Diesen musste ich dann mit neuen Begriffen abändern.
Robert: Woher holst Du Deine Inspiration und was hilft Dir dabei, den Ideenreichtum anzukurbeln?
Claudia: Ich recherchiere im Internet, sehe mir Bilder an, lese Artikel zu einem bestimmten Thema, manchmal sehe ich mir Arbeiten von anderen an, die mich auf neue Ideen bringen. Inspirieren lasse ich mich von der Natur – die wunderschönen Farben und Formen – es ist einfach einzigartig. Bei Spaziergängen mit meinem Hund lasse ich die Seele baumeln und dann kommen meistens die besten Ideen.
Robert: Welches Deiner Projekte ist Dir am meisten in Erinnerung geblieben und weshalb?
Claudia: Immer in Erinnerung wird mir der Dreh des Image-Videos meines Modelabels YLVA bleiben. Ich hatte die Idee für ein kurzes Video, das ich gemeinsam mit Regisseurin Jenny Gand (nachtfilm) und anfangs 3 anderen Kreativen umsetzen wollte. Nach und nach kamen immer mehr engagierte Teammitglieder dazu und unser Projekt ist immer mehr gewachsen. Insgesamt haben 18 Leute mitgewirkt und dieses Video zu etwas ganz Besonderem gemacht. Wir hatten nicht nur Top-Equipment, unter anderem auch eine Air Cam zur Verfügung, sondern konnten durch die Unterstützung des Wolf Science Centers auch mit echten Wölfen drehen. Dabei sind wunderschöne Bilder entstanden.
Robert: Wow, ein großartiges Ergebnis. Sehr beeindruckende Bilder und hervorragende Sounduntermalung. Du engagierst Dich mit YLVA für das Wohl der Wölfe in Österreich – eine spannende Idee wie ich finde. Erzähle uns doch bitte etwas über dieses Vorhaben.
Claudia: Vor über einem Jahr hat alles begonnen. Als ich auf der Suche nach einem nordischen Namen für meine Husky-Hündin war, stieß ich auf den Namen „Ylva“ mit der Bedeutung „Wölfin“. Wölfe haben mich schon immer fasziniert (wie schon als Kind – du erinnerst dich, die Bande) und der Name ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte sofort viele Ideen dazu und kritzelte die ersten Entwürfe eines Logos. Nach und nach entstand ein immer konkreteres Gesamtbild und Konzept. Als ich bei meinen Recherchen erfuhr, dass Wölfe seit über 100 Jahren in Österreich als ausgestorben gelten, war ich schockiert. Ich beschloss aktiv etwas für die Tiere zu tun. Nach einem Besuch im Wolf Science Center in Niederösterreich und der Vorstellung meiner Idee, spende ich nun 1 Euro pro verkauftem Produkt an die dort beheimateten Grauwölfe.
Robert: Wenn Du heute nicht in der Kreativbranche tätig wärst, was würdest Du stattdessen machen und warum?
Claudia: Dann wäre ich vielleicht Detektiv, oder Kriminologe, oder bei einer Spezialeinheit und würde Verbrechen bekämpfen. Aber meine Vorstellungen sind da eher „romantisch“ und vom Fernsehen geprägt.
Robert: Welche 3 Ratschläge würdest Du jedem Designer, Illustratoren, Künstler und mit auf den Weg geben?
Claudia: Bleibe dir selbst treu, lebe dafür und setze deine Ideen und Träume um – nicht morgen sondern heute!
Robert: Welche 3 Webseiten kannst Du unseren Lesern empfehlen?
Claudia: Natürlich ylva.cc für alle Wölfinnen, behance.net um sich inspirieren zu lassen und mit Kreativen aus aller Welt vernetzt zu sein und myfonts.de für Typografisches.
Robert: Vielen Dank für Deine Zeit Claudia. Wie wäre es mit einem Schlusswort? Vielleicht magst Du auch noch jemandem Danke sagen oder einen Gruß aussprechen?
Claudia: Danke Robert, für das nette Interview und dass du mich kontaktiert hast. Ich grüße alle starken Frauen die mich inspirieren: Yasmo, Jenny Gand, Eva Jantsch, Julie Brass, Agnes Veegh, Michaela vom Schnittbogen, Cloed von MILCH, Fesch Crew, Jenny Schleifer, Marion Wotruba, Carmen Ferron, … Danke sagen möchte ich meiner Familie und meinem Freund Daniel, die mich immer unterstützen!
Wenn ihr jetzt neugierig seid und noch mehr über Claudia Lecnik erfahren möchtet, dann solltet ihr der jungen Österreicherin auch auf Facebook und Behance einen Besuch abstatten.